25.11.2018

Berlin November - Horse Race

"you don't have to be big to dream big." - Horse lesson

Das Horse Race - das größte Event was es hier in Berlin gibt.

Geschätzt waren dieses Wochenende an die 10.000 Menschen in Berlin. Das ist fast die vierfache Anzahl der Menschen die hier überhaupt leben. Wochenlang wurden die Pferderennstrecke und die Bühne, die ihr auch unten auf den Bildern sehen könnt aufgebaut, es wurden sogar extra Laternen für das Horse Race aufgestellt.

Auch für uns bedeutete das volles Haus, 27 von 36 Freiwilligen waren bei uns zu Besuch. Für Coffee Bay war es sogar das allererste Mal dass sie überhaupt in Berlin waren. Der Hauptteil der Freiwilligen kam schon am Freitag zu uns und viele nutzten dies um in East London aufgrund des "Black Fridays" nochmal shoppen zu gehen. Hier in Südafrika gibt es einen riesen Hype um den "Black Friday", teilweise sind die Lehrer deswegen nicht zur Schule gekommen und uns wurde an unserer Schule von vielen Kindern ein schöner Black Friday gewünscht als wäre es ein Feiertag. Auch wir konnten in der Hemingways Mall in East London einige Schnapper machen vor allem was unsere Wichtelgeschenke betrifft. Wir haben uns nämlich als Berlin-Crew dazu entschieden nicht jedem aus der WG etwas zu schenken sondern an Weihnachten zu wichteln, somit beschenkt jeder zwei Mitbewohner und muss sich nicht fünf verschiedene Geschenke ausdenken.

Ich bin echt gespannt wie es wird Weihnachten nicht im Umkreis seiner Familie zu feiern. Obwohl fast überall an den Straßen oder in den Einkaufszentren riesiger Weihnachtsschmuck hängt kommt hier noch keine Weihnachtsstimmung auf. Das liegt denke ich mal vor allem daran dass es bei uns jetzt immer wärmer wird. Ich kriege von Freunden oder Familie oft Bilder wie Kekse gebacken werden oder es immer kälter wird in Deutschland und da vermisse ich die weihnachtliche Atmosphäre schon ziemlich dolle. Oder den Adventskalender von Mama der zu der Zeit immer schon im Wohnzimmer hängt. Das ist für mich eine der schönsten Zeiten im Jahr.

Zurück zum Wochenende. Freitagabend haben wir dann alle ein bisschen zusammen gefeiert und waren schon sehr gespannt auf das Horse Race am nächsten Tag. Wir haben ziemlich viele unterschiedliche Sachen über den Berlin November von den Vorfreiwilligen und den Lehrern gehört, konnten uns aber trotzdem nicht wirklich etwas darunter vorstellen.

Das Horse Race sollte am nächsten Morgen um 9 Uhr losgehen. Einige Freiwillge waren um kurz nach 9 schon da und was war? Es wurde noch aufgebaut. African Time halt. Dementsprechend haben wir uns dazu entschieden erst gegen Nachmittag nochmal hinzufahren. Als wir dann beim Gelände ankamen war es schon proppen voll - überall waren kleine Essensstände und "Biergärten", sowie ein großes Zelt wo man Schmuck und Kleidung kaufen konnte und natürlich die Hauptbühne aufgebaut, auf welcher teilweise Live Bands spielten.

Man hat total gemerkt dass wir Ausländer sind. Einmal natürlich wegen der Hautfarbe, wir waren fast die einzigen Hellhäutigen auf dem ganzen Gelände. Überall wo wir langgegangen sind wurden wir entweder angestarrt oder angesprochen. Natürlich war das nicht das erste Mal dass uns das hier passiert ist. Aber ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt dass wir gefühlt überall wo wir hingehen die Hauptattraktion Nummer 1 sind. Damit will ich nicht sagen dass ich mich unwohl fühle wenn mich jemand anspricht. Mit vielen kann ich echt über richtig interessante Dinge reden und es ist jetzt auch oft schon vorgekommen dass sie die Vorfreiwilligen oder andere Leute kennen mit denen wir in Kontakt stehen. Wobei ich mich allerdings unwohl fühle ist wenn wir in einer Mädchengruppe zusammenstehen, egal ob zu zweit oder zu sechst und uns dann irgendein betrunkener Mann anspricht.

Der zweite Grund warum man gemerkt hat dass wir Ausländer sind war dass wir total unvorbereitet zu diesem Event gegangen sind - alle anderen hatten entweder etwas zu essen und zu trinken, Decken zum sitzen oder sogar ganze Zelte mit dabei und wir haben am Anfang etwas verloren in der Gegend rumgestanden und wussten nichts mit uns anzufangen weil keiner wusste was jetzt Programm ist, also ob noch eine Band spielt oder noch ein Pferderennen stattfindet. Wir haben uns dann einfach auf die Reifen gesetzt, die eigentlich als Absperrung der Pferderennstrecke gedacht waren und haben gewartet. Das warten hat sich dann auch gelohnt. Kurz nach unserer Ankunft fanden zwei Pferderennen statt und wir konnten vorher sogar noch sehen wie die Pferde eingeritten wurden. Es war total krass zu sehen mit was für einem Tempo die Pferde an uns vorbeigeheizt sind. Wir haben tatsächlich auch relativ viele Kinder aus unseren drei Schulen gesehen, ich habe lustigerweise auch noch Mrs Vumanzonke, die isiXhosa Lehrerin meiner Schule getroffen und mich noch etwas mit ihr unterhalten.

Der Rest des Abends verlief leider etwas unglücklich. Wir sind nach den Pferderennen wieder zu unserem Haus gefahren damit alle Freiwilligen eine Kleinigkeit essen und sich umziehen können. Nachmittags war es zwar echt warm aber abends kühlt es sich hier immer ziemlich aus und wir wollten ja abends nochmal aufs Horse Race gehen. Uns wurde von ganz vielen Leuten gesagt dass um 19 Uhr ein DJ beim Horse Race auflegt den wir uns unbedingt anschauen müssen. Darauf hatten wir auch eigentlich alle echt Lust und freuten uns schon auf einen schönen Abend. Wir waren gegen 16 Uhr bei uns zu Hause und es wurde immer später und später und um 18:30 Uhr meinten die ersten dass man sich so langsam mal auf den Weg machen könnte. Das Problem war dann nur dass wenn die eine Hälfte fertig war die andere Hälfte sich verquatscht hat oder noch irgendwas anderes wichtiges machen musste und umgekehrt wars genauso. Irgendwann waren dann alle fertig und es konnte losgehen. Einige wollten unbedingt zum Horse Race laufen, ich bin mit 9 anderen Freiwilligen in zwei City Golfen gefahren, was im Endeffekt die beste Entscheidung war die wir an dem Abend treffen konnten.

Als wir ankamen waren schon ziemlich viele Besucher wieder nach Hause gegangen, was uns ziemlich wunderte, aber auf der Bühne spielte noch etwas Musik. Wir waren fast eine reine Mädchengruppe und ich fühlte mich zwischen all den Menschen, von denen einige auch noch stark alkoholisiert waren ziemlich unwohl. Zum Glück ging es nicht nur mir so. Als neben uns dann noch eine Schlägerei angefangen wurden entschieden wir uns ganz schnell dazu wieder nach Hause zu fahren. Kurz nachdem wir bei uns in der WG angekommen waren erhielt Ronja einen Anruf von Marina, die fragte, ob wir sie und die anderen Freiwilligen nicht vom Horse Race abholen könnten da sie sich auch unwohl fühlen und nicht mit den ganzen Menschenmassen nach Hause laufen wollen. Also sind wir nochmal mit vier Autos losgefahren um die anderen zu holen. Dies verlief leider nicht ganz so reibungslos, da sich die Gruppe dann doch wieder aufgeteilt hat und ein paar alle einsammeln mussten. Dadurch entstand dann ziemlich viel Stress, die Stimmung war total aufgeheizt und ich war einfach nur froh als alle in den Autos saßen.

Auf der Fahrt nach Hause haben die anderen uns dann erzählt dass die Polizei die ganze Sache aufgrund von Ruhestörung um 20 Uhr abgeblasen hat. Dies hat uns dann auch erklärt warum nur noch so wenige Besucher da waren als wir vor der Bühne standen.

Mir ist dann auch noch etwas ganz dummes passiert als wir grade bei uns vor der WG angekommen sind. Und zwar habe ich den Autoschlüssel im Auto liegen lassen, weil ich in dem Moment als wir ausgestiegen sind nur an den Haustürschlüssel gedacht habe. Das blöde an unserem Auto ist halt dass wir die Türen nicht von außen abschließen können sondern immer von innen verriegeln müssen. Aber keine Sorge - wir mussten keine Fensterscheibe einschlagen um wieder an den Autoschlüssel zu kommen. Glücklicherweise haben wir noch einen Schlüssel für die Fahrertür, welchen ich abgemacht habe bevor wir nochmal wieder zum Race gefahren sind da ich dort nicht so viele Schlüssel mit hinnehmen wollte. Das blöde ist nur dass auch unsere Fahrertür kaputt ist. Das heißt wir können sie zwar von außen mit dem Schlüssel aufschließen aber nur von innen öffnen. Ziemlich verwirrend ich weiß, Bobby halt. Ich hatte zum Glück ganz viel männliche Unterstützung von Matthis, Bendix, Joost und Niko und Joost und Niko haben es im Endeffekt auch geschafft die Fahrertür aufzumachen und den Autoschlüssel rauszuholen. Mir hat es immens geholfen dass die Jungs dabei so ruhig geblieben sind und mir keiner irgendwelche Vorwürfe gemacht hat.

Dafür kenne ich jetzt gefühlte 1000 neue Möglichkeiten wie ich die Tür von einem Auto öffnen kann wenn ich mal wieder den Schlüssel drinnen liegen lassen habe. Sofern sie - nicht wie bei uns - funktionieren. Das einfachste wäre natürlich ein Ersatzschlüssel aber den besitzen wir leider nicht.

Rückblickend war der Abend ganz schön stressig aber auch echt lustig. Irgendwie geht bei uns immer alles schief wenn wir mal planen auf ein größeres Event zu gehen und nicht nur in einem der Häuser zu feiern.

Heute war bei uns dann erstmal der große Hausputz angesagt, welcher erheblich dadurch erschwert wurde dass unser Wasser wieder nicht richtig funktioniert, was vermutlich auch mit dem Horse Race zusammenhängt. Der nächste Höhepunkt kam dann heute morgen als alle wieder nach Hause fahren wollten. Und zwar hat sich bei uns ein Betrunkener an die Auffahrt gesetzt. Als erstes hat er gebettelt und dann geschlafen, aber als wir ihn gebeten haben zu gehen hat er angefangen zu weinen und zu husten und hat sich auf den Rasen gelegt. Wir wollten eigentlich die Polizei rufen damit sie den Betrunkenen abholt weil wir nicht wussten was wir sonst machen sollen aber unter den Notrufnummern die wir kannten ist keiner rangegangen. Deswegen hat Joost den Bruder unserer Vermieterin angerufen welcher dann auch die Polizei für uns gerufen hat und dann wurde der Mann nach einer Weile abgeholt. Das war alles ein Chaos.

 

Jetzt ist hier aber wieder Ruhe eingekehrt und das Haus ist auch sauber geworden. Nur das Wasser funktioniert leider immer noch nicht richtig.

Lasst mich meinen Blogeintrag mit einem sehr wichtigen Rat beenden: nehmt eure Autoschlüssel immer aus euren Autos mit raus! Ansonsten noch liebe Grüße und bis zum nächsten Blogeintrag!

 

 

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