28.05.2019

Der Urlaub mit Johanna, Mara und Vivi

"No need to run and hide, it's a wonderful, wonderful life. No need to laugh and cry, it's a wonderful, wonderful life." - seeed

Kurz nachdem meine Eltern wieder nach Deutschland geflogen sind stand auch schon der Urlaub mit meiner wundervollen Schwester Johanna an. Johanna und Vivi kamen am 09.03. zusammen zu mir nach Berlin, Mara war auf dem Weg zu ihrem ehemaligen Einsatzort Bulungula und ist dann in Coffee Bay zu uns gestoßen. Für alle drei war es total spannend wieder in Südafrika zu sein - das war ja das erste Mal seit ihrem Freiwilligendienst vor zwei Jahren. Als ich mit Vivi und Johanna durch East London gefahren bin kam auch immer wieder ein "Oh, daran erinnere ich mich noch" oder "Ich weiß wo wir grade sind". Ich habe mich super dolle auf den Urlaub mit Johanna gefreut und war in der Woche bevor sie gekommen ist ganz hibbelig, weil ich es kaum abwarten konnte.

Während Vivi am Montag und am Dienstag an der A.W. Barnes, ihrer alten Einsatzstelle gewesen ist, ist Johanna mit Joost und mir zusammen zur Berlin Primary gekommen. Dort wurde sie auch gleich mit in den Unterricht eingebunden und durfte ihre eigene Duck-Duck-Goose Gruppe übernehmen, die Kinder haben sie auch sofort akzeptiert. Ich werde jetzt teilweise immer noch gefragt wann meine Schwester denn mal wieder mit zur Schule kommt. :D

Jetzt möchte ich aber über unsere Erlebnisse auf unserem Campingurlaub berichten - los gehts! Weitere Bilder zum Roadtrip findet ihr übrigens hier!

Chintsa, Coffee Bay und die Wanderung nach Bulungula

Unser Roadtrip begann am 12.03. mit einer Zwischenübernachtung in Chintsa, wo wir auch das erste Mal unser Zelt im Buccaneers Backpacker aufbauten.  Nachdem wir damit fertig waren, sind wir erstmal an den Strand gegangen, haben unsere Füße ins Wasser und unsere Nase in die Seeluft gehalten. Abends haben wir dann Hunters Dry getrunken und Wizard gespielt - die perfekte Einleitung in unseren Urlaub!

Am nächsten Tag ging es dann weiter in Johannas alte Heimat Coffee Bay, wo wir im Coffee Shack übernachteten. Für Coffee Bay war viel geplant - Surfen gehen, dem Coram Deo Kinderheim einen Besuch abstatten, nach Bulungula und Mdumbi wandern und bei Papazelas Pizza essen. Unsere Pläne haben wir natürlich alle in die Tat umgesetzt und haben auch meinen Mitfreiwilligen einen Besuch abgestattet. 

Der Besuch im Kinderheim war total aufregend, vor allem für meine Schwester. Ich glaube dass sich innerhalb der zwei Jahre ziemlich viel verändert hat, es waren auch nur noch ein paar wenige Kinder da die Johanna kannte. Aber sie hat sich trotzdem sehr darüber gefreut wieder an ihrem ehemaligen Einsatzort zu sein. Für mich ist es total verwirrend, Kinder aus anderen Projekten zu sehen und mit denen zu spielen. Manchmal hat ein Kind ähnliche Gesichtszüge wie einer meiner Schüler und dann denke ich mir "Huch, wo kommst du denn auf einmal her", bis mir dann wieder auffällt dass das gar nicht möglich sein kann. Und ich finde es unglaublich schwer einzuschätzen, wie ich mit den Kindern umgehen kann oder soll. Zum Glück zeigen dir die Kinder meistens wo es langgeht und wie sie behandelt werden wollen. Es war auf jeden Fall echt schön zu sehen, wie sehr Johanna die Zeit im Kinderheim genossen hat.

Für die Wanderung nach Bulungula haben wir zwei Tage mit einer Zwischenübernachtung in Lubanzi angesetzt. An beiden Tagen hatten wir bestes Wetter und dadurch dass wir die ganze Zeit über am Meer langgewandert sind, hatten wir auch durchgehend einen atemberaubenden Ausblick. Zudem waren an beiden Tagen komplett alleine unterwegs und konnten somit den Ausblick und die Ruhe richtig genießen - auch wenn die Wanderung in einigen Situationen super anstrengend war. Wir mussten zum Beispiel mit all unseren Klamotten durch zwei Flüsse durch weil es sonst keinen anderen Weg gegeben hat. Aber wir sind alle heile in Bulungula angekommen und haben dort unsere Wanderung am Lagerfeuer ausklingen lassen. Mit dem Bulungula-Shuttle sind wir dann wieder nach Coffee Bay gekommen und haben dort die letzten Tage ganz entspannt ausklingen lassen, indem wir noch ein bisschen Zeit mit alten Freunden von Johanna, Mara und Vivi verbracht und bei Surf's Up Milchshakes geschlürft haben.

Port Edward und die Oribi Gorge

Nach Coffee Bay ging unsere Reise dann weiter nach Port Edward, wo wir im Leisure View Caravan Park gecampt haben. Bei unserer Anreise hatten wir leider nicht so Glück - es war schon dunkel und es regnete. Zusätzlich gab es in dem Caravan Park auch noch keine Küche, wovon wir leider fest ausgegangen sind und uns deswegen nichts zu essen mitgenommen hatten, was nicht gekocht werden muss. Glücklicherweise hatten wir super nette Zeltnachbarn, die dann sogar für uns gekocht haben und der Besitzer des Caravan Parks hat uns dann, trotz des Regens, auch noch geholfen unser Zelt aufzubauen.

Am nächsten Tag hatten sich die Wetterverhältnisse leider nicht sonderlich gebessert, trotzdem fuhren wir zu der Oribi Schlucht. Der Name der Schlucht wird von dem Tier "Oribi" abgeleitet, einer kleinen Antilope die in den Schluchten lebt. Die Oribi Schlucht ist die östliche zweier Schluchten, welche die Oribi-Flats von KwaZulu-Natal durchschneiden. Sie ist etwa 400 Meter tief, 5 Kilometer breit und wird von dem Fluss "Mzimkulwana" abgeschnitten. Die westliche Schlucht wurde durch den Fluss "Mzimkulu" gebildet. Die Oribi Schlucht ist von etwa 30 Kilometer langen Felswändern und Klofen umgeben, die durch die Erosion der Flüsse ausgehölt wurden. Tiere haben wir auf unserer Tour durch das Naturreservat leider nicht gesehen, aber ich habe richtige Schwindelanfälle bekommen als ich da auf den Felsvorsprüngen stand und in die Tiefe geschaut habe. In der Schlucht kann man nicht nur wandern gehen sondern sich auch an einer Zip-Line über die Schlucht gleiten oder sich an einem Seil in den Wasserfall fallen lassen. Wir haben die kostengünstige Variante genommen und sind einfach nur über die Hängebrücke gelaufen von welcher wir auch einen wunderbaren Blick auf den Wasserfall hatten. Wenn besseres Wetter gewesen wäre, hätte mich die Oribi Schlucht bestimmt auch noch mehr beeindruckt weil die Weite, über die man hinwegsehen konnte, wahrscheinlich besser zur Geltung gekommen wäre. Trotzdem war es sehr schön sich in den Felsvorsprüngen zu verstecken und die Ruhe zu genießen. Abends waren wir dann noch am Strand, welcher nicht sonderlich weit von unserem Zeltplatz entfernt lag, und haben den Sonnenuntergang genossen.

Die Drakensberge und der Sani Pass

Nach Port Edward ging es dann weiter Richtung Underberg in die Drakensberge, wo wir in der Sani Lodge untergebracht waren. Von dort aus haben wir auch die Sani Pass Tour gemacht. Der Sani Pass ist ein Gebirgspass an der Straße zwischen Underberg (KwaZulu-Natal, Südafrika) und Mokhotlong (Lesotho), welcher bei 1544 Metern Höhe in Underberg beginnt und dann 1332 Höhenmeter auf 2876 Meter Höhe führt. Bei dem Gebirgspass handelt es sich um eine etwa 9km lange steile Schotterpiste, welche eigentlich nur mit 4x4 Fahrzeugen befahren werden darf und im Winter sogar mit Schnee- und Eisschichten bedeckt sein kann. Mit unserem Toyota Corolla hätten wir diese Strecke dementsprechend unmöglich überwinden können. Der 4x4 mit dem wir auf den Sani Pass gebracht wurden war schon über 30 Jahre alt und hatte teilweise auch schon seine Probleme, die steile Straße hochzukommen. Kurz bevor wir oben waren ist auch noch der Treckergang rausgesprungen und ging nicht wieder rein, heißt das Auto ist erstmal ein gutes Stück nach hinten gerollt und hatte danach noch mehr Schwierigkeiten die Strecke zu überwinden. Aber das Erlebnis war es auf jeden Fall wert! Bei etwa der Hälfte der Strecke trifft man auf eine Grenzkontrolle - wir mussten nämlich, ganz offiziell mit einem Stempel im Reisepass, aus Südafrika aus- und nach Lesotho einreisen. Da Lesotho so hoch in den Bergen liegt wird es auch "Mountain Kingdom" oder "Kingdom in the Sky" genannt. Die Nationalflagge Lesothos setzt sich aus den Farben weiß, blau und grün zusammen. Weiß steht für Frieden (Khotso), blau steht für Regen (Pula) und grün steht für Wohlstand (Nala). Der Name "Lesotho" bedeutet übersetzt in etwa "das Land der Menschen, die Sesotho sprechen".

Die Häuser der Menschen auf dem Sani Pass bestehen nur aus Steinen und einem Strohdach. Uns wurde das so erklärt dass sie quasi Tetris mit Steinen spielen und deswegen keinerlei Beton/Zement/Lehm oder sonstiges für ihre Wände nutzen, da immer versucht wird, möglichst passende Steine aufeinander zu setzen. Dafür verlassen sie ihre Häuser in den Wintermonaten und wandern ins Tal, da es auf dem Sani Pass bis zu -25 Grad kalt werden kann und die Hütten für diese Wetterbedingungen nicht ausgelegt sind.

Überall auf dem Sani Pass haben wir die sogenannten "Shepherds" gesehen. In Südafrika müssen die jungen Männer über einen gewissen Zeitraum in den Busch gehen und sich selbst versorgen, um als Mann anerkannt zu werden. In Lesotho müssen sie 4-5 Jahre auf die Schafherde ihrer Familie aufpassen und ihren Pflock erweitern, um als Mann angesehen zu werden. In dieser Zeit dürfen sie nicht nach Hause kommen und ihr einziger Begleiter ist ihr Hund. Viele Shepherds posen gerne für Fotos und wollen die danach meistens auch sehen, da sie selber kein Bild von sich vor Augen haben. Sie leben immer nur auf freiem Feld und haben deswegen zum Beispiel keinen Spiegel, um ihr Selbstbild zu betrachten.

Auf unserer Tour bekamen wir auch die Möglichkeit, einen Einblick in eines der Häuser zu bekommen und durften dort das Nationalgericht und traditionelles Bier aus Lesotho probieren. Das Nationalgericht heißt "Motoho", ein fermentierter Sorghum-Brei, den ihr hier auf dem Foto sehen könnt. Diesen haben wir zusammen mit Bohnen und einer Soße, die wie Bratensoße geschmeckt hat und einem Stück frischgebackenem Brot gegessen. Das Brot hat mich ein bisschen an Xhosa Bread erinnert. Mir hat das Gericht ziemlich gut geschmeckt aber es hat auch echt satt gemacht.

Während unseres Besuchs in dem Haus haben wir noch viel gelernt, wie zum Beispiel dass es in Lesotho nur einen weißen Bevölkerungsanteil von 0,3% gibt und dass jemand, der nicht in Lesotho geboren wurde, dort auch kein Grundstück kaufen kann. Zudem dürfen die Basotho (Bewohner von Lesotho) nicht betteln sondern sollen für ihr Geld arbeiten gehen. Diese Regel wird auch ziemlich strikt befolgt, da sonst eine Strafe droht wenn man beim betteln erwischt wird. Was ich sehr erschreckend fand war, dass der Altersdurchschnitt der Basotho bei 45 bis 46 Jahren liegt - die Frau bei der wir zu Besuch waren war auch schon 46, also eigentlich schon fast über dem Durchschnitt. 

König Moshoeshoe I. hat die "Basotho Nation" gegründet und laut unserem Tourguide hatte er die gleiche Philosophie wie Nelson Mandela, also ungefähr "You live in peace with everybody" ("Lebe mit jedem in Frieden"). Die Basotho halten sich an diese Philosophie und gelten somit als sehr friedliches Volk. Uns wurden auch noch ein paar Merksätze zu der Basotho Nation mit auf den Weg gegeben:

  • The country is LESOTHO ("Das Land heißt Lesotho")
  • The people are BASOTHO ("Die Bewohner heißen Basotho")
  • One person is MOSOTHO ("Eine Person heißt Mosotho")
  • The language is SESOTHO ("Die Sprache nennt man Sesotho")
  • The currency is MALOTI ("Die Währung heißt Maloti")

Bevor wir wieder zurückgefahren sind haben wir noch schnell einen Glühwein (ja, richtigen Glühwein) und "Maluti" in der höchsten Bar Afrikas getrunken. Maluti ist originales Bier aus Lesotho, welches ich bisher auch noch nicht in Südafrika gesehen habe. Der Glühwein hat echt gut getan, zu diesem Zeitpunkt wurde es nämlich langsam echt kalt auf dem Sani Pass.

Auf dem Rückweg haben wir von unserem Tourguide noch erfahren dass Südafrika ohne die Drakensberge eine Wüste wäre, da das gesamte Wasser, welches das Land fruchtbar macht, aus den Drakensbergen kommt. Wenn man in den Drakensbergen wandern geht und einem das Wasser ausgeht, ist es eigentlich auch immer möglich, das Wasser aus den Flüssen oder den kleinen Bächen zu trinken. Habe ich auch schon gemacht - ist schön frisch und super lecker!

In dem Moment, als wir diese Information bekommen haben, hat es angefangen wie aus Eimern zu schütten. Der Regen hat sich dann irgendwann in Hagel umgewandelt und wir sind die Straße eher runtergerutscht als gefahren. Trotzdem hat sich die Sani Pass Tour echt gelohnt, wir hatten einen tollen Tourguide der uns immer wieder mit neuen, interessanten Informationen versorgt hat und die Aussicht war einfach nur klasse. Und der Glühwein war auch echt lecker!

Sodwana Bay und der Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark

Nach den Drakensbergen ging es weiter nach Sodwana Bay, wo wir im Natural Moments Backpacker gezeltet haben. Zwei Tage lang hatten wir sogar den kompletten Campingplatz für uns. In Sodwana Bay haben wir eigentlich fast genau dasselbe gemacht wie ich mit meinen Eltern, weswegen ich darauf jetzt nicht so dolle eingehen werde. An einem Tag sind wir nach St. Lucia gefahren, sind dort ein bisschen über den Straßenmarkt gebummelt und haben eine Hippo & Crocodile Bootstour gemacht. Wir haben tatsächlich auch echt viele Nilpferde gesehen, auch ganz kleine.

Ansonsten waren wir in Sodwana Bay noch schnorcheln, wo wir lustigerweise genau bei den gleichen Schnorchellehrern waren wie ich zuvor auch mit meinen Eltern. Und die konnten sich sogar noch an mich erinnern! Außerdem haben wir noch einen self drive durch den Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark gemacht und haben dabei auch wieder echt viele Nashörner gesehen. Zudem konnten wir Löwen, die sich hinter dem hohen Gras versteckt hatten, dabei zuhören wie sie gefressen haben. Ich habe immer nur die Knochen knacken hören und dann ein zufriedenes Schmatzen. Das war auf der einen Seite total spannend aber auch irgendwie schaurig, weil wir nicht richtig wussten wo genau sich die Löwen befunden haben. Auf dem Rückweg vom Hluhluwe hatten wir leider einen Kuhunfall, weswegen wir am nächsten Tag nochmal nach St. Lucia mussten um das Auto zu tauschen. Dafür haben wir einen wesentlich besser ausgestatteten Toyota bekommen. Aber keine Sorge - der Kuh gehts gut! Die ist ganz entspannt weitergelaufen... Unserem Auto tat der Unfall definitiv mehr weh! Aber zum Glück ist weder uns noch irgendwem anders etwas schlimmeres passiert.

Kosi Bay

Von Sodwana Bay aus ging unsere Reise dann weiter nach Kosi Bay, wo wir in der Utshwayelo Kosi Mouth Lodge untergebracht waren. In Kosi Bay hat das Wetter leider überhaupt nicht so mitgespielt wie auf dem Rest unseres Roadtrips sodass uns an zwei Tagen nichts anderes übrig blieb als in der Lodge zu chillen oder über die Straßenmärkte im Ort zu bummeln. Das war aber auch mal ganz entspannt.

An einem Tag hatten wir richtig Glück mit dem Wetter und es wurde richtig heiß, was wir natürlich gleich ausnutzten, um an den Strand am Kosi Mouth zu gehen. Der Kosi Bay Mouth besteht aus einer Reihe von Verbindungskanälen zwischen vier Seen, welche in eine sandige Mündung münden bevor sie in den Indischen Ozean übergehen. Einen dieser Seen könnt ihr hier rechts auf dem Bild sehen, der Kosi Mouth liegt direkt zwischen den zwei Hügelketten, etwa in der Mitte des Bildes. Die schwarzen Streifen in dem See sind Fischernetze, da die Fischerei in Kosi Bay noch eine sehr große Einnahmequelle ausmacht.

Dadurch dass die Kosi Mündung mit dem Indischen Ozean verbunden ist, wird ihr Wasserstand natürlich auch von Ebbe und Flut beeinflusst. Als wir zum Strand gingen war grade Ebbe und wir hatten somit nicht so die Probleme damit, die Kosi Mündung zu überqueren. An einigen Stellen war das Wasser schon ein bisschen tiefer aber wir dachten uns nicht wirklich was dabei. Im Laufe des Nachmittags wurde das Wasser immer höher da ja logischerweise die Flut kam. Irgendwann kam auch ein Bootsmann zu uns, der fragte, wann wir denn nach Hause wollen würden und wir sprachen mit ihm ab, dass er uns Bescheid sagen würde, wenn er gerne gehen möchte da wir noch am Strand bleiben wollten. Einige Missverständnisse später waren wir immer noch am Strand, das Wasser mega hoch, die Strömung super stark und keiner mehr auf der anderen Seite des Kosi Mouths mit einem Boot. Blöd gelaufen. Aber Mädchen wären ja nicht Mädchen wenn sie dafür nicht eine kreative Lösung parat gehabt hätten! Die anderen drei haben sich nämlich Schnorchelsachen mit zum Strand genommen, weswegen Vivi und Mara sich dazu bereit erklärt haben, durch den Kosi Mouth auf die andere Seite zu schnorcheln und zu schauen, ob da noch jemand ist der uns helfen kann. Wir hatten abgemacht dass sie uns dies dann durch Handzeichen mitteilen und Johanna und ich, im Falle des Falls dass sich dort keiner mehr befindet, irgendwie versuchen würden unseren Backpacker zu erreichen, damit die uns vielleicht dann mit einem Boot helfen können. Ihr denkt euch bestimmt jetzt "Wieso sind die nicht einfach alle rübergeschwommen? Ist doch gar nichts dabei!". Jaaaaa... Blöderweise hatten wir Handys, Tagebücher, Unilektüren und meinen Reisepass im Gepäck, wodurch wir diese Möglichkeit ganz schnell ausschließen konnten. Mara und Vivi hatten schon total die Probleme dabei durch den Kosi Mouth zu schnorcheln beziehungsweise zu waten, da die Strömung immer stärker wurde. Natürlich war auf der anderen Seite keiner mehr anzutreffen, weswegen Johanna und ich verzweifelt überlegten, was wir denn jetzt tun würden. Glücklicherweise kam in diesem Moment eine Familie aus unserem Backpacker über den Kosi Mouth geschnorchelt und mit vereinten Kräften, hauptsächlich durch die Hilfe des Familienvaters, kamen wir und unsere Klamotten heile und unbeschädigt am anderen Ufer an.

Ohne deren Hilfe hätten wir vermutlich bis zur nächsten Ebbe warten müssen und die wäre erst irgendwann am frühen Abend wieder aufgetreten. Verdienterweise wurde unsere Rettung zum Gesprächsthema Nummer 1 in der Lodge, aber wir konnten schlussendlich auch über unsere Dummheit lachen. Was für ein Abenteuer!

Trotzdem haben wir uns am nächsten Tag wieder ins Wasser getraut und zwar durch eine Schnorcheltour, bei welcher wir nicht nur Fische sondern auch Nilpferde gesehen haben. Keine Sorge, bei den Nilpferden waren wir nicht im sondern auf dem Wasser, sicher in unserem Boot. Unser Bootsführer hat eines der Nilpferde dummerweise ziemlich aggressiv gemacht sodass dieses angefangen hat unser Boot zu jagen und wie wir wissen, können Nilpferde im Wasser bis zu 25 km/h schnell laufen. Es war schon beunruhigend zu sehen wie das Hippo sein Maul aufgerissen und uns seine riesigen Zähne gezeigt hat. Die Aktion fand ich von unserem Bootsführer auch echt nicht in Ordnung. Trotzdem hat die Schnorcheltour sehr viel Spaß gemacht und war ein schöner Abschluss unseres Südafrikaurlaubs!

Swasiland und die Fahrradtour durch den Mlilwane Nationalpark

Wer sich jetzt fragt "Warum denn Ende des Südafrikaurlaubs wenn der Roadtrip noch weitergegangen ist?", der sollte sich die Überschrift nochmal ganz genau durchlesen. Unser letzter Halt war nämlich Swasiland (Kingdom of Eswatini - Eswatini Königreich), wo wir unsere letzten gemeinsamen Urlaubstage im Legends Backpacker verbrachten.

Die Anreise nach Swasiland war ganz wild und verwirrend. Uns wurden auf Google Maps verschiedene Wege zu den Grenzübergängen vorgeschlagen und wir haben uns natürlich für den kürzesten entschieden. Auf was für einer Straße wir dann gelandet sind könnt ihr hier links auf dem Bild sehen. Da wir schon ein Auto kaputt gefahren haben entschieden wir uns dazu umzudrehen und einen anderen Weg zu nehmen. Durch diese Schotterpiste sind wir allerdings einmal illegal nach Swasiland ein- und wieder ausgewandert, da wir die Grenze schon überquert hatten. Dadurch dass wir dann aber zu einer anderen Grenzkontrolle gefahren sind, mussten wir einmal komplett um Swasiland rumfahren. Die Strecke dahin war super schön, die Natur ist einfach nur beeindruckend. Allerdings mussten wir ziemlich lange fahren und es hat irgendwann auch noch richtig dolle angefangen zu gewittern, was die Anfahrt nicht unbedingt leichter machte. Aber wir haben es dann doch noch unbeschädigt nach Swasiland geschafft und als wir unser Zelt aufgebaut haben hat es sogar auch noch aufgehört zu regnen.

Am nächsten Tag entschieden wir uns dazu ein paar afrikanische Märkte zu erkunden. Aus dem "erkunden" wurde dann "ein ganzer Tag Großeinkauf" auf dem Mbabane Market und dem Ezulwini Handcraft Market in Lobamba. Auf diesen Märkten gibt es wirklich so viele schöne Sachen zu entdecken (und zu kaufen) und ich glaube, alle von uns hätten dort noch mindestens eine Woche fürs stöbern benötigt, wobei uns irgendwann echt das Geld ausgegangen wäre. Das war tatsächlich das erste Mal dass ich hier in Afrika richtig "shoppen" war, aber ich muss sagen, dass es sich richtig gelohnt hat. Ich bin jetzt um einigen Krimskrams und wunderschöne Bilder und Stoffe reicher, die ich nicht so schnell wiederfinden werde.

Die schönste und aufregendste Aktion während unseres Swasilandurlaubs war für mich die Fahrradtour durch den Mlilwane Nationalpark.

Anfangs saß ich auf dem Mountainbike und dachte mir "So, du bist jetzt sieben Monate kein Fahrrad mehr gefahren. Was machst du, wenn du jetzt einfach umkippst?" aber es ist alles gut gegangen und ich bin nicht einfach umgekippt. Fahrräder und überhaupt Fahrrad fahren zu können sind hier ein echter Luxus weswegen es mir umso mehr Spaß gemacht hat, mal wieder auf einem Fahrrad zu sitzen. Vor allem weil wir auch noch richtig gutes Wetter hatten.

Die Fahrradtour ist in dem Nationalpark auch überhaupt nur möglich weil es dort nicht die Big Five gibt. Dafür hatten wir zu Zebras und verschiedensten Antilopenarten nicht mal zwei Meter Abstand und konnten diese wunderschönen Tiere aus nächster Nähe beobachten. Unser Guide konnte zwar nicht so gut Fahrrad fahren, er hatte praktisch keine Ahnung von Fahrrädern oder vom Schaltsystem an Mountainbikes, aber dafür hat er uns ziemlich viele interessante Sachen über Swasiland und seine Kultur und Traditionen erzählt, auf die ich hier näher eingehen möchte.

In Swasiland dürfen die Männer so viele Frauen heiraten wie sie wollen, jeder Mann hat durchschnittlich 5 Frauen. Der ehemalige König Sobhuza II. hatte 75 Frauen und 210 Kinder, der jetzige König Mswati III. hat schon 25 Frauen. Es gibt zwei unterschiedliche Arten der Ehe in Swasiland - eine nach westlichen Standards, die keine Polygamie erlaubt und die traditionelle, in welcher für die männliche Seite Polygamie erlaubt ist. Die Frauen der Könige sind meistens erst zwischen 20 und 30 Jahre alt, wenn sie anfangen, jemand anderes zu daten und dabei erwischt werden, werden sie aus der Familie ausgeschlossen. Der König darf während seiner Ehe aber auch noch andere Frauen daten. Für diese Frauen ergeben sich also nur zwei Möglichkeiten - entweder sie leben damit dass eine andere ihren Platz eingenommen hat oder sie verlassen die Familie freiwillig/unfreiwillig und dürfen dann aber auch ihre Kinder nicht mehr sehen. Für uns deutsche Mädchen war dieses Prinzip total unvorstellbar und vor allem auch unmoralisch, aber da kann ich nur "andere Länder, andere Sitten" zu sagen.

Was ich allerdings besonders interessant fand war, welche Körperteile von Tieren Frauen nicht essen dürfen und wieso nicht.

  • Frauen dürfen nicht die Zunge von einem erlegten Tier essen, da sie sonst anfangen zu viel zu reden und somit ihren Ehemann auf die Nerven gehen
  • Frauen dürfen nicht das Gehirn von einem erlegten Tier essen, da sie sonst schlauer werden als ihr Ehemann und ihn dann nicht mehr respektieren
  • Frauen dürfen nicht die Beine/Füße von einem erlegten Tier essen, da sie sonst einfach "aus der Ehe laufen könnten", also ihren Ehemann verlassen würden

Über die Erklärungen warum Frauen das alles nicht essen dürfen kann man sich natürlich streiten aber ich finde es total spannend, dass es in manchen Kulturen halt auch Regeln für solche kleinen Dinge gibt. Vor allem aber würde mich mal interessieren wieso man auf die Idee gekommen ist diese Regeln überhaupt einzuführen.

Zudem hat uns unser Guide erklärt dass die Monate in Swasiland nach den Tieren benannt sind, die in diesem Monat Babys kriegen. So ist der März nach den Elefanten benannt, der Oktober nach den Impalas und der Dezember nach den Gnus (Wildebeest).

 

Die Fahrradtour war auf jeden Fall eines der schönsten Events aus dem ganzen Urlaub, sie hat mir unglaublich viel Spaß gemacht auch wenn die Rücktour wegen meinem Asthma teilweise ziemlich anstrengend war, aber die anderen Mädels haben mir unglaublich dolle dabei geholfen. Ich kann diese Fahrradtour wirklich nur jedem weiterempfehlen!

Im Allgemeinen fand ich den Urlaub super schön und habe die Zeit mit Vivi, Mara und vor allem Johanna sehr genossen. Wir haben echt viel miteinander erlebt, hatten wunderbare und eher nicht so schöne Momente, aber im Endeffekt war das echt einer der schönsten und unvergesslichsten Urlaube, den ich je hatte!

Hey du, liebes Schwesterlein!
Ich möcht' dir schenken diesen Reim.
Und dir offen, ehrlich sagen,
es ist schön, jemanden wie dich zu haben.

Du hilfst mir in den schwersten Zeiten,
wirst mich auch hoffentlich weiter begleiten.
Versinke oft in meiner Welt,

ich fall und fall, bis du mich hälst.

Das kannst du besonders gut,
besänftigst mich in meiner Wut.
Tröstest mich, wenn ich traurig bin,
erst dann hat's wieder einen Sinn.

Du nimmst mich so, wie ich bin,
und wenn ich komme zu dir hin,
öffnest du mir Tür und Tor,
lädtst mich lachend, herzlich vor.

Doch manchmal weiß ich nicht genau,
warum ich manchmal bin so rau.
Bin öfters bös' und fies zu dir,
Ich will das nicht, so glaube mir!

Es ist echt nicht so gedacht,
für Jemand, der sich Sorgen macht.
So bitt' ich dich, verzeihe mir,
wenn ich Unrecht tue dir!

Du weißt, ich besitze diese Gaben,
ich muss dich einfach gerne haben.
Bist das Beste in mei'm Leben,
will dich echt nie mehr hergeben.

Was Besonderes, ja das bist du,
Gibst hier auch nicht eher Ruh',
bis ich mich wieder besser fühl,
und nicht mehr bin so aufgewühlt.

Durch und durch für dich,
das war mein klein's Gedicht.
Ich, deine kleine Schwester,
vergiss mich bitte nicht!

 

Abgewandelt von Steffi Wiechers

 

Ich habe dich ganz dolle lieb! Danke für alles!

Kommentare: 3
  • #3

    Johanna (Donnerstag, 30 Mai 2019 21:07)

    Ganz, ganz toller Eintrag! Das hat gerade beim Lesen nochmal die Erinnerungen wachgerufen. Es war wirklich eine sehr sehr schöne Zeit mit Dir und ich bin sehr froh, dass Du uns den gesamten Urlaub über begleitest hast.
    Genieße noch die letzten Monate in SA und nimm noch so viele Erfahrungen und Aktionen mit, die Du kriegen kannst!

    Hab Dich auch super dolle lieb!

    Tatalula und liebe Grüße an den Rest Deiner WG :*

  • #2

    Mama (Donnerstag, 30 Mai 2019 10:31)

    Ach ihr beiden Süssen, �❤️schön dass Ihr das gemeinsam erlebt habt, daran werdet Ihr Euch auch noch in 20 Jahren erinnern... �

  • #1

    Oma Marlis (Mittwoch, 29 Mai 2019 22:25)

    Hallo liebe Nati in der Ferne, das hast Du wirklich schön gemacht. Ihr habt so viel erlebt, das ist einfach wunderbar. Ich freue mich schon, wenn Du im September wieder heimkommst. Bis dahin wünsche ich Dir noch eine spannende Zeit.
    Liebe Grüße aus Clauen von Deiner Oma