20.04.2019

Der Besuch von Mama und Papa

"there's nothing like, like you and i. our love could stop the night. our hearts are one, that's what makes us strong, our love could stop the night." - Zahara

Nach 5 Monaten war es endlich soweit - meine Mama und mein Papa sind zu mir nach Berlin gekommen. Den Vormittag über habe ich mit Joost noch in der Schule gearbeitet, war dabei allerdings die ganze Zeit schon total hibbelig und aufgeregt. Als Mama mir dann geschrieben hat dass die beiden in einer halben Stunde bei uns ankommen wusste ich gar nicht was ich denken soll. Auf der einen Seite habe ich mich total gefreut dass meine Eltern zu Besuch kommen und ich mit ihnen erstmal auf einen Roadtrip fahre aber der Gedanke, dass die beiden wieder augenscheinlich in mein Leben hier in Südafrika eintreten war schon irgendwie komisch. Meine Eltern kannten mein Leben, meine WG und meine Arbeit ja bisher nur aus meinen Erzählungen, für mich ist das der ganz normale Alltag. Ich weiß nicht ob Mama und Papa sich mein Leben genauso vorgestellt haben wie sie es jetzt hier in Südafrika erlebten. Als meine Eltern dann endlich da waren sind alle Zweifel sofort verflogen und ich habe mich einfach nur noch unglaublich gefreut, so dolle dass sogar ein paar Tränchen aus meinen Augen geflossen kamen. Bevor wir nach East London zur Unterkunft meiner Eltern fuhren (11 a on Galway) stellte ich ihnen meine Mitbewohner vor und führte sie ein bisschen in Berlin rum, so viel gibts hier ja nicht zu sehen. In East London sind wir dann erstmal zum Strand gegangen und haben unsere Füße ins Wasser gehalten. Den ersten gemeinsamen Abend haben wir dann entspannt im Sanook Eatery gefeiert und schön gegessen.

Am 19.02. waren Mama und Papa dann mit Joost und mir an der Berlin Primary School. Für die Grade 4S stand Schwimm- und für die beiden 3. Klassen Sportunterricht an. Die Kinder waren alle total begeistert von meinen Eltern, vor allem als meine Mama ihre Kamera rausholte und anfing Fotos zu machen. Was die Viertklässler auch total cool fanden war als Mama ihnen Bilder vom Schnee in Deutschland gezeigt hat. Meine Eltern waren auf jeden Fall auch super entzückt von den Kindern und hätten die Hälfte davon glaube ich mit zurück nach Deutschland genommen. Nachmittags bin ich dann noch mit zum Volleyballprojekt an der Nobuto Primary School gegangen und wurde dann von meiner WG nach East London zu meinen Eltern gebracht, mit denen ich dann abends noch lecker bei Jules on Jarvis essen war. Die Nacht habe ich auch in East London verbacht, da wir am nächsten Tag relativ früh nach Durban geflogen sind wo unser Roadtrip dann beginnen sollte.

Am 20.02. waren wir dann in Durban, wo wir erstmal unseren Mietwagen abgeholt haben. Statt einem Toyota Corolla bekamen wir ein Upgrade (sogar im wörtlichen Sinne) auf einen Toyota Quantum. Der Quantum wird hier in Südafrika immer als Taxi benutzt. Dementsprechend konnte ich mich bei der Sitzplatzsuche immer zwischen 8 Sitzen hinten und dem Beifahrersitz vorne entscheiden. Probleme mit der Versatuung des Gepäcks hatten wir bei dem Auto auf jeden Fall nicht. Von Durban aus ging es dann nach Sodwana Bay, wo wir in der Sodwana Bay Lodge untergebracht waren. Unser Haus war umgeben von Nyalas und Affen sodass man beim duschen in der Outside-Dusche aufpassen musste, nicht von ein paar Affen beobachtet zu werden und die Nyalas nicht gleich mit abzuduschen.

Da es am nächsten Tag super warm war entschieden wir uns dazu, einen ganz entspannten Strandtag zu machen. Vorher waren wir noch in Mbazwana einkaufen. Mbazwana ist ein kleiner Vorort von dem noch kleineren Sodwana Bay, wo durchgehend reges Treiben herrscht, da es dort jeden Tag einen Straßenmarkt gibt. Auf diesem Markt werden nicht nur Obst und Gemüse sondern auch Klamotten von den Locals für die Locals angeboten. Man kann dort eigentlich alles bekommen was das Herz begehrt. Nachdem wir uns am Strand haben bräunen lassen haben wir abends noch schön gegrillt und Wizard gespielt. Leider spielen meine Eltern genau nach der gleichen Taktik Wizard wie ich sodass ich ziemlich oft abgezogen wurde.

Am 22.02. waren wir dann schnorcheln. So richtig nach dem Motto "african time" hat unsere Schnorcheltour etwa zwei Stunden später begonnen weil das eine Boot wortwörtlich nicht an Land kam. Als wir dann endlich aufs Meer hinausfuhren hatten wir drei glücklicherweise das ganze Boot für uns, nur die Schnorchellehrer waren noch mit an Bord. Die waren super nett und haben auch versucht uns möglichst viel über die verschiedenen Meeresbewohner in Sodwana Bay zu erklären nur leider habe ich mir überhaupt nichts davon gemerkt. Ich weiß nur dass ganz viele Doris im Wasser unterwegs waren, Nemo haben wir blöderweise nicht gefunden. Eigentlich wollten wir danach noch Kanu fahren, was durch unsere verspätete Schnorcheltour ohnehin schon zeitlich nach hinten geschoben wurde. Dann führte die Straße die wir nehmen sollten uns auch noch ins Niemandsland, wo wir bemerkten dass unser Tank für diese Strecke niemals ausreichen würde sodass wir uns dazu entschieden umzudrehen. Sonst wären wir höchstwahrscheinlich zwischen all den Kühen verendet.

Auf dem Weg nach St. Lucia am nächsten Tag sind wir noch in den isimangaliso Wetlandpark gefahren und was soll man sagen, irgendwie waren die Tiere alle im Sommerurlaub. Wir konnten dementsprechend eher die Natur des Parks anstatt der Tiere bestaunen. Trotzdem habe ich das erste Mal in der Zeit die ich schon hier bin Giraffen gesehen, welche teilweise so neugierig waren dass sie sogar relativ nahe an unser Auto rangekommen sind. Aber auch die Natur des Parks hat sich gelohnt da es dort einige Spots gibt an denen wir aussteigen und spazierengehen konnten. Von dem einen Spot aus gelangten wir auf eine erhöhte Plattform von welcher wir direkt auf die Wasserlöcher des Parks blicken konnten. Nilpferde konnten wir aber leider nicht sehen. In St. Lucia waren wir in der Sunset Lodge untergebracht, wo wir dann auch erstmal im Pool schwimmengegangen sind. Abends gab es dann einen kompletten Wetterumschwung. Ich habe hier in Südafrika bisher noch nie so ein heftiges Gewitter erlebt wie an diesem Tag. Auf der einen Seite war es einfach nur beeindruckend und auf eine gewisse Art und Weise auch schön anzusehen aber auf der anderen Seite war es einfach nur unheimlich und ich war froh dass ich mich zu dem Zeitpunkt nicht auf offener Straße befand. Zum Glück hatten wir uns dazu entschieden nicht zu dem Restaurant zu laufen sondern zu fahren, sonst hätten wir die Nacht wohl nicht in unserer Lodge verbracht. Auf dem Rückweg passierte uns dann aber noch das allerbeste. Kurz vor unserer Lodge trafen wir auf ein Nilpferd, das einfach nur zwei Meter von unserem Auto entfernt im Regen graste. Mama und Papa haben das anfangs gar nicht gesehen, ich dachte mir am Anfang auch ich guck' nicht richtig. Aber da stand es - ein waschechtes Nilpferd. Bei diesen niedlichen Tieren denkt man gar nicht daran dass diese auch sehr gefährlich sein können. Das Nilpferd gilt als das gefährlichste Tier Afrikas. Mehr als 100 Menschen sterben jährlich durch Nilpferdangriffe, im Vergleich dazu kommen etwa nur 50 Menschen durch einen Löwen- oder Tigerangriff um. Dass Nilpferde so gefährlich sind liegt daran, dass sie aktiv ihr Revier verteidigen, welches meistens Flussbänke und Seen umfasst. Zudem sind die Tiere sehr aggressiv wenn sie Nachwuchs bekommen haben. Das wichtigste ist allerdings dass viele von ihren massigen Körpern getäuscht werden. Im Wasser können Nilpferde bis zu 25 km/h schnell laufen, an Land sogar bis zu 50 km/h. Dazu kommt dann noch ihr enorm kräftiger und großer Kiefer, mit dem sie sogar Krokodile töten können. Man sollte einem Nilpferd also nicht zu Nahe kommen und es vor allem nicht wütend machen. Es war für uns auf jeden Fall ein krasser Anblick dieses riesen Tier bei dem heftigen Gewitter einfach so auf dem Rasenstreifen stehen zu sehen. Leider hatten wir keine Kamera dabei um festzuhalten, wie ein Nilpferd in voller Pracht aussieht. Sowas sieht man ja nicht alle Tage. Von diesem Moment an haben wir nur noch darauf gewartet dass irgendwann in dem Garten vor unserem Appartement ein Nilpferd steht und sich den Bauch vollschlägt.

Am 24.02. sind wir in den Hluhluwe-iMfolozi Park gefahren und hatten dort anfangs genau so wenig Glück wie in dem isimangaliso Wetlandpark. Aus der Ferne konnten wir ein paar Mal Elefanten sehen oder es sind mal ein paar Warzenschweine an unserem Auto vorbeigehuscht. Dass wir keine Elefanten aus der Nähe sehen konnten lag daran dass diese im Februar/März ihren Nachwuchs bekommen und sich deswegen wahrscheinlich zurückgezogen haben. Auf unserer letzten Route hatten wir aber mal wieder unvorstellbares Glück. Und zwar ist uns ein Nashorn mit seinem Jungen direkt vors Auto gelaufen sodass wir den perfekten Blick auf diese beiden wunderschönen Tiere hatten. Danach haben wir sogar noch mehr Nashörner gesehen, die alle auf einem Fleck standen und gegrast haben. Der Anblick war einfach nur klasse, im Vordergrund standen die Nashörner und im Hintergrund graste eine komplette Büffelherde. Somit kann ich ganz stolz sagen: ich habe alle Big 5 gesehen! Nashörner haben eine sehr empfindliche Haut, weswegen man sie bei sehr heißem Wetter eher in Schlammlöchern liegen sieht. Den Abend haben wir dann wieder gemütlich mit Wizard ausklingen lassen. Den nächsten Tag verbrachten wir eigentlich nur damit am Strand zu schlafen, da es durch die ganzen Gewitter der letzten Tage ziemlich schwül gewesen ist.

Am 26.02. ging es für uns dann weiter in die Drakensberge, genauer genommen nach Bergville, wo wir in der Dalmore Guest Farm untergebracht waren. Diese Farm war meiner Meinung nach die schönste Unterkunft in der ich je war. Zum Einen waren wir nur von Natur umgeben da die Farm direkt an einem Stausee lag, überall gab es endlos weite Wiesen auf denen Schafe und Kühe grasten. Zum Anderen hatten die Besitzer der Farm fünf kuschel- und spielverrückte Hunde von denen wir auch gleich begrüßt wurden als wir aus dem Auto ausgestiegen sind. Und das Essen was wir abends bekommen haben war einfach nur der absolute Hammer! Zudem war das Haus in dem wir untergebracht waren riesen groß und super schön eingerichtet, ich hatte sogar mein eigenes Doppelbett und mein eigenes Bad. Das war mal Luxus! Da die Fahrt von St. Lucia in die Drakensberge ziemlich lang gewesen ist haben wir abends eigentlich nur wieder gespielt bevor wir in unsere riesen Betten gefallen sind. Mama und Papa hatten in der Nacht (und in den Nächten danach) Besuch von einer der Katzen, die auch mit auf der Farm leben. Diese Katze wollte sich die ganze Zeit bei ihnen mit ins Bett kuscheln und auch wenn sie rausgeschmissen wurde hat sie irgendwie immer einen anderen Weg hinein ins Haus gefunden.

Den Tag darauf sind wir um den Stausee rumgewandert, wobei wir von dem Hund Wilson begleitet wurden. Dieser hat uns auch den Weg gezeigt den wir langlaufen mussten. Das Wetter hat an diesem Tag perfekt mitgespielt und die Aussicht, die uns geboten wurde war auch super schön. Wir sind sogar durch einen Dschungel-ähnlichen Teil gelaufen, bei welchem ich ziemlich viele Stacheln von einem Stachelschwein gefunden habe. Wilson hat unsere Wanderung dafür genutzt zwischendurch immer mal wieder in den Stausee zu springen und schwimmen zu gehen. Das schönste bei der Wanderung war eigentlich, dass wir drei die ganze Zeit komplett alleine und nur von der Natur umgeben waren. Als wir wieder bei der Farm waren sind wir erstmal in den Pool gesprungen und haben uns von der Sonne bräunen lassen. Cody, einer der anderen Hunde, hat sich unsere freie Zeit gut zu nutzen gemacht. Sie hat ihren Tennisball frecherweise immer wieder in den Pool fallen lassen, damit einer von uns ihr den Ball wieder rausholt und für sie wirft. Dafür ist sie dann auch immer wie vom Blitz getroffen losgelaufen sobald man seinen Arm auch nur hochgehoben hat. Ein richtiger Balljunkie eben.

Am 28.02. waren wir im Royal Natal National Park wandern. Der Royal Natal National Park umfasst einige der besten Berglandschaften Afrikas. Das Hauptmerkmal ist das weltberühmte Amphitheater, eine etwa fünf Kilometer lange und etwa 500 Meter hohe Felswand. Wir sind allerdings nicht zum Amphitheater gewandert sondern einfach nur zu einem kleinen Wasserfall. Die Wanderung war aber auch echt schön, was vor allem auch daran lag dass wir fast die ganze Zeit auf freier Pläne gewandert sind wodurch wir einen perfekten Blick auf die Drakensberge hatten. Ohne die Drakensberge wäre Südafrika eine Wüste, da aus den Drakensbergen das gesamte Wasser kommt welches den Boden Südafrikas fruchtbar macht. Nach der Wanderung waren wir wieder im Pool und haben mit Cody Ball gespielt.

Der nächste Tag war auch schon der letzte Urlaubstag den ich mit meinen Eltern hatte. Am 02.03. bin ich schon wieder zurück nach East London geflogen und meine Eltern nach Kapstadt. Unseren letzten Urlaubstag haben wir auch nochmal zum wandern im Monks Cowl genutzt. Schon nach den ersten Höhenmetern wurde uns ein atemberaubender Blick auf das Resort von Monks Cowl geboten. Es ist verwunderlich wie grün und bergig Südafrika eigentlich ist, wüsste ich es nicht besser hätte ich mir Südafrika immer viel kahler vorgestellt. Es war auf jeden Fall eine echt schöne Wanderung für den letzten gemeinsamen Tag. Abends haben wir dann noch eine Weile zusammengesessen und Wizard gespielt, allerdings konnten wir nicht so lange wachbleiben da wir am nächsten Tag echt früh rausmussten um zum Flughafen nach Durban zu fahren.

 

Der Abschied von meinen Eltern am Flughafen war schon komisch. Der Urlaub mit ihnen war schon wieder so normal und vertraut gewesen und es fühlte sich so ungewohnt an, sich am Flughafen zu trennen. Trotzdem habe ich die Zeit mit meiner Mama und meinem Papa sehr genossen, es war ein unglaublich schöner Urlaub und mir hat der Besuch auch sehr geholfen. Es ist doch nochmal was anderes, sich persönlich zu sehen und unterhalten zu können als nur miteinander zu telefonieren. Natürlich war es auch manchmal anstrengend, so wie das mit Eltern halt so ist. Aber ich habe mich dennoch sehr über den Besuch gefreut und freue mich auch schon darauf, meine Familie bald wiederzusehen!

Ihr seid meine Stütze jeden Tag

wobei ich mich so manchmal frag',

wie schafft ihr das alles nur,

ist es der Liebe Wunderkur?

 

Ich hab von euch viel Gutes erfahren,

das kann ich schon sagen, nach all den Jahren.

Ihr habt mir den besten Start gegeben,

Liebe und Fürsorge ist euer Bestreben.

 

Ob beim Heranwachsen oder beim Entdecken,

müsst ihr einiges an Geduld reinstecken,

und schöpft daraus immer wieder Mut

und seid im Herzen so lieb und gut.

 

Ihr habt mich auf den Weg gebracht ,

habt mit mir geweint und auch gelacht.

Ihr seid meine unermüdliche Quelle,

das sei hier mein Dankeschön an dieser Stelle.

 

Abgewandelt von Ute Nathow

 

Ich möchte Euch für alles danken was Ihr Johanna und mir in unseren wunderschönen Leben schon ermöglicht habt und noch ermöglichen werdet. Ich weiß dass Ihr viel Arbeit und Geduld in uns beide Chaoten reinsteckt und auch wenn es vielleicht nicht immer so rüberkommen mag wertschätze ich/wertschätzen wir beide Eure ganzen Anstrengungen von ganzem Herzen.

Danke dass Ihr uns immer bei allem unterstützt!

 

Ich habe Euch unglaublich dolle lieb!

 

Kommentare: 1
  • #1

    Julia Julia (Montag, 22 April 2019 22:26)

    Es ist so schön zu lesen, dass ihr so viel Spaß hattet. Ich freue mich schon so unendlich dolle darauf, wenn du endlich wieder hier bei uns Verrückten bist und ich dich endlich wieder in die Arme schließen kann!�