08.10.2018

Ohne Wasser ist es krasser

"Ohne spüle, ohne dusche, ohne klo, doch die Kerzen brennen weiter lichterloh." - Berlin-Crew

Durch die Ereignisse der letzten Tage habe ich mich dazu entschieden, noch einen Blogeintrag über die Besonderheiten Südafrikas zu schreiben, welche mir bisher in der kurzen Zeit schon aufgefallen sind.

Lange Rede - kurzer Sinn, los gehts!

 

Unser Auto und der südafrikanische Verkehr

Das Auto, was ihr hier links auf dem Bild sehen könnt, ist unser City Golf namens Bobby. Warum Bobby? Weil er klein und süß, aber auch manchmal zickig ist. Bisher leistet er uns aber echt gute Dienste und ich glaube, wir sechs haben uns schon alle in dieses Auto verliebt.

Das einzig ungewohnte ist das Schalten mit links. Mir passiert es ganz oft, dass ich nicht sofort den Schaltknüppel treffe, wenn ich versuche zu schalten, sondern meine Hand irgendwo um diese Mittelinsel rumschwirrt. An den Linksverkehr habe ich mich schon ziemlich gut gewöhnt, die Straßen bei uns in Berlin sind auch viel weitläufiger und breiter als in Deutschland.

Allerdings ist hier der Verkehr auch viel verrückter, vor allem in den Städten. Jeder fährt hier gefühlt ein Rennen mit sich selber und versucht wie bei Mario Kart seinen eigenen Highscore zu toppen.

 

Das Essen, die Getränke und die Tischsitten

Grundsätzlich ernähren wir uns in der WG von Nudeln, Kartoffeln und Reis - allerdings immer in verschiedenen Variationen, vor allem die Jungs sind dabei immer sehr kreativ. Von dem, was ich bisher mitbekommen habe, würde ich sagen, dass die Südafrikaner schärfer und fleischlastiger essen als wir. Aber auch viel süßer. Vor allem die Getränke, nicht nur Säfte sondern auch Coca Cola, Fanta und Sprite, schmecken viel süßer als in Deutschland. Dementsprechend trinke ich sehr viel Wasser, da mir der süße Geschmack der Getränke einfach nicht schmeckt.

Von dem, was wir mitbekommen haben, sind in Südafrika an sich westliche Tischsitten üblich. Manche Gerichte, wie zum Beispiel Reis-Curry-Speisen, darf man auch ohne Besteck essen, von der Hand in den Mund. Auch Fleisch wird hier ohne Besteck gegessen. Grundsätzlich gilt aber nur mit der rechten Hand zu essen, die Linke gilt als unrein.

 

Die Schule

Die Grundschule geht nicht wie in Deutschland bis zur vierten, sondern sogar bis zur siebten Klasse. In der siebten Klasse werden dann Abschlussprüfungen geschrieben, wodurch die Schülerinnen und Schüler die Erlaubnis erlangen können, auf eine weiterführende Schule zu gehen. Wenn die Kinder zum Sportunterricht oder in die Klassenräume gehen, müssen sie sich in eine "Boys-line" und eine "Girls-line", also eine Jungen- und eine Mädchenreihe aufstellen und dürfen dann erst losgehen. Vor vielen Klassenräumen gibt es zusätzlich zu den normalen Holztüren noch Absperrgitter, auch das gesamte Schulgelände ist durch einen Stacheldrahtzaun abgesichert. Somit kann man nur durch ein Haupttor auf das Schulgelände gelangen, an welchem noch ein Sichterheitsmann darauf aufpasst, wer das Schulgelände betritt.

Viele Schulen haben gleich ihre eigenen Sportfelder mit auf dem Schulgelände, wodurch sie sich diese, nicht wie bei uns, mit anderen Schulen teilen müssen. Die Kinder tragen alle Schuluniformen, auch die Sportklamotten sind einheitlich.

An Joost und meiner Schule sind alle Schülerinnen und Schüler wie bei Hogwarts in drei Häuser eingeteilt. Für diese Häuser können sie bei Sportevents Punkte sammeln und am Ende des Schuljahres wird eine Trophäe für das beste Haus verliehen. Die Häuser wurden nach den ehemaligen Schulleitern benannt und die Schülerinnen und Schüler besitzen alle unterschiedlich farbende T-Shirts, auf welchen hinten auch die Namen stehen. "De Wet" hat die Farbe grün, "Bohling" die Farbe schwarz und "Adcock" die Farbe rot.

Dieses System finde ich persönlich echt genial, da dadurch nochmal eine ganz andere Form von Gemeinschaftsgefühl erzeugt wird.

 

Die Menschen und Berlin im Allgemeinen

Hier in Südafrika geht jeder auf jeden zu - man wird an jeder Ecke gegrüßt und gefragt, wie es einem heute geht. Grundsätzlich wirken die Menschen viel freundlicher, weil sie immer den Smalltalk suchen. Ich kann mit den Lehrern meiner Schule über alles reden, egal ob über die deutsche Führerscheinprüfung oder was so in unserer WG vor sich geht.

Wir wurden hier sofort mit offenen Armen empfangen. Egal wo du langgehst, fast jeder schenkt dir ein Lächeln und schaut nicht einfach weg. Die Menschen hier sind ehrlich daran interessiert, uns besser kennenzulernen. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen.

Am Samstag hatten wir dann auf einmal kein Wasser mehr für ein paar Stunden. Als erstes dachten wir, dass vielleicht die Nachbarskinder den Haupthahn zugedreht haben, da uns das beim Strom schonmal passiert ist. Allerdings werden hier wohl grade Wasserrohre neu verlegt weswegen im gesamten Berlin einmal das Wasser abgestellt wurde. Wir hatten natürlich sofort Panik - vor allem weil wir an diesem Tag noch Besuch von den Freiwilligen aus JBay und Port Alfred bekommen haben. So haben wir im Supermarkt erstmal 50 Liter Wasser gekauft, da es hier ja immer 5l oder 10l Kanister Wasser gibt. Zu unserem Glück wurde das Wasser nach ein paar Stunden wieder angestellt, wir haben uns schon darauf vorbereitet die Spühlkästen der Toiletten selber mit Wasser auffüllen zu müssen. Der Name dieses Blogeintrags kommt auch aus dieser Situation, wir haben in unserer WG nämlich erstmal ein Lied darüber geschrieben, dass das Wasser abgestellt wurde. Das Album der Berlin-Crew kommt dann nach dem Jahr raus.

Ansonsten kann man hier in Berlin echt viel entdecken, wenn man erstmal sucht. Ronja und ich haben bei unserer Buschwanderung einen kleinen Fluss und sehr weitläufige Felder gefunden. Der Ausblick war super schön.

 

Das nette Umfeld hier hat sehr stark dazu beigetragen, dass ich mich hier sofort so wohlgefühlt habe. Dadurch, dass Berlin keine Großstadt ist, sondern hier nur verhältnismäßig wenige Menschen wohnen, sind wir auch direkt in der Community und werden auch schon ziemlich gut eingegliedert.

 

 

Das wars jetzt erstmal wieder von meiner Seite. Morgen fängt die Schule endlich wieder an und es geht zurück in den Alltag. Wunderschöne Grüße an alle aus Südafrika!

 

 

Kommentare: 3
  • #3

    Fine (Dienstag, 09 Oktober 2018 23:23)

    Das klingt alles echt super und es freut mich, dass ihr so nett aufgenommen werdet! Und toi toi toi , dass Bobby euch gute weiterhin gute Dienste leistet.
    Liebe Grüße aus Bremen <3
    P.S. : ich merke mir das Album schonmal vor ;)

  • #2

    Oma aus Clauen (Dienstag, 09 Oktober 2018 08:38)

    Hallo liebe Nati, toller Bericht von Dir, das ergibt einen Eindruck über Dein neues Leben in SA und lässt uns daran teilhaben. Auch wie ihr die Herausforderungen meistert ist toll. Sei umarmt und gegrüßt von Deiner Oma aus Clauen

  • #1

    Mama (Montag, 08 Oktober 2018 22:38)

    Toll, das klingt alles sehr spannend. Ein Riesen- Abenteuer. Freu mich schon sehr auf unseren Besuch bei Dir in Berlin im Februar. Hab dich lieb! Kuss nach Südafrika von Mama